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![]() Der ellipsoide Zwergplanet Haumea mit seinen Monden Namaka und Hi'iaka
(künstlerische Darstellung) |
Entdeckung | |
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![]() Haumea (2003 EL61) auf 3 Fotos
des spanischen Teams um Ortiz vom 07. bis 10.03.2003 |
Die Entdeckungsgeschichte von Haumea ist beinahe ein Wissenschafts-Krimi,
der allerdings nicht mit der Überführung des Täters endet.
Nach Quaoar
und Sedna
erwartet man ja mittlerweile ganz selbstverständlich,
dass alle Entdeckungen im äusseren Sonnensystem
von Michael Brown und seinem Team am Keck-Observatorium/Hawaii gemacht werden.
Auch als Brown's Leute am 28. Dezember 2004 erstmals das
Kuiper-Gürtel-Objekt 2003 EL61 sichteten,
gab es für sie keinen Grund anzunehmen,
dass es diesmal anders sein könnte.
2003 EL61 erhielt die Arbeitsbezeichnung "Santa"
(nach "Santa Claus", weil ja gerade Weihnachten gewesen war)
und nach einigen Monaten intensiver Beobachtungen waren sogar noch die
Monde "Blitzer" und "Rudolph" hinzu gekommen
(benannt nach den Rentieren von "Santa Claus").
Brown war noch dabei, die Veröffentlichung der umfangreichen Daten vorzubereiten, als ein in Fachkreisen bis dahin völlig unbekanntes spanisches Team um J. L. Ortiz vom Observatorio de Sierra Nevada am 28. Juli 2005 die Entdeckung von 2003 EL61 bekannt gab und für sich beanspruchte. Durch ein Versehen waren die Teleskop-Einstellungen von Brown's Team im Internet frei zugänglich gemacht worden, so dass jeder mit seinen eigenen Instrumenten nachschauen konnte, was sich in den Himmelsregionen befand, für die sich Brown in der letzten Zeit interessiert hatte. Die Spanier gaben auch offen zu, diese Daten genutzt zu haben, allerdings beteuerten sie, dass sie auf diese Weise lediglich festgestellt hätten, wie eng Brown ihnen bereits auf den Fersen war, und dass sie deshalb schnellst möglich mit ihren eigenen Beobachtungs-Ergebnissen an die Öffentlichkeit getreten seien. Es ist zwar unstrittig, dass die Aufnahmen der Spanier vom 07. März 2003 die älteren sind (siehe Bild links), aber der Verdacht liegt nahe, dass sie 2003 EL61 erst mit Hilfe von Brown's Koordinaten bei einer nachträglichen Analyse identifizieren konnten. Später wurde 2003 EL61 auch in dem Foto-Material einer Himmels-Durchmusterung von 1955 gefunden, aber von den damaligen Astronomen beanspruchte natürlich keiner die Entdeckung für sich. Letztlich werden sich die Geschehnisse vom Sommer 2005 wohl niemals vollständig aufklären lassen, aber das Vorgehen der Spanier gilt aus wissenschafts-ethischer Sicht trotzdem als äusserst fragwürdig. Das beurteilte wohl auch die International Astronomical Union (IAU) so, als sie den spanischen Namens-Vorschlag "Ataecina" nach einer vor-römischen, iberischen Göttin nicht annahm. Stattdessen wurde 2003 EL61 am 17. September 2008 offiziell auf den Namen Haumea getauft, der auf einen Vorschlag von David Rabinowitz aus Brown's Team zurück geht. Haumea ist die Muttergöttin der Erde und der Fruchtbarkeit in der hawaiianischen Mythologie und verweist auf die Heimat des Keck-Observatoriums auf dem Mauna Kea/Hawaii, wo die meisten Beobachtungsdaten von 2003 EL61 und auch von anderen Kuiper-Gürtel-Objekten gewonnen worden waren. Während Brown und seine Truppe übrigens noch immer regelmäßig interessante Daten und die zugehörigen Theorien über Haumea und die anderen Kuiper-Gürtel-Objekte liefern, haben die Spanier um Ortiz seit ihrem einzigen grossen Auftritt in 2005 keinen erwähnenswerten Beitrag mehr zu diesem Thema geleistet. |
Alles Wissenswerte über die Planeten-Definition der International Astronomical Union (IAU) und die neue Klasse der Zwergplaneten ist auf meiner Themenseite "Was ist ein Planet?" zu finden. |
Beschreibung | |
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![]() Das perfekte Modell für die Form
und den inneren Aufbau von Haumea: Eine Schokolinse |
Noch viel aussergewöhnlicher als seine Entdeckungsgeschichte ist die Form von Haumea.
Der Himmelskörper besitzt am Äquator einen Durchmesser,
der mit ca. 2.320 km nahe an den von Pluto heran kommt.
Von Pol zu Pol durchmisst er jedoch weniger als die Hälfte
und muss deshalb als ausgeprägter Ellipsoid bezeichnet werden.
Die starke Abplattung von Haumea ist auf seine Rotationsperiode von weniger als 4 Stunden zurückzuführen,
die ihn zu dem mit Abstand am schnellsten rotierenden grösseren Objekt im gesamten Sonnensystem macht.
Um nicht auseinander gerissen zu werden,
muss Haumea wenigstens aus massivem Fels bestehen,
aber spektroskopische Untersuchungen am Keck- und am Gemini-Observatorium
haben ausschliesslich Wassereis nachgewiesen.
Offenbar ähnelt Haumea einer riesigen Schokolinse,
die an Stelle von Schokolade mit Gestein gefüllt ist
und deren knackige Zuckerguss-Hülle durch eine dünne Eisschicht ersetzt wurde.
Obwohl Haumea alles andere als eine perfekte Kugel ist, wurde er von der IAU doch als offizieller Zwergplanet eingestuft, denn er befindet sich sehr wahrscheinlich im hydrostatischen Gleichgewicht. Sogar die regulären Planeten, allen voran Jupiter und Saturn, sind durch ihre Rotation leicht abgeplattet und da wäre es doch ungerecht gegenüber Haumea, ihm nicht mal den Zwergplaneten-Status zu gewähren, nur weil er sich etwas schneller dreht. Aber wer hat Haumea so stark angeschubst? Offenbar ist der Zwergplanet bereits in der Frühzeit des Sonnenssystems mit einem anderen Körper des Kuiper-Gürtels kollidiert, der Haumea seinen enormen Drehimpuls lieferte. Dabei wurde auch die ursprünglich viel dickere Eiskruste von Haumea abgesprengt und übrig blieben seine wahrscheinlich aus reinem Wassereis bestehenden Monde. |
![]() Die Umlaufbahn von Haumea
(von oben und von der Seite gesehen) |
Die Umlaufbahn von Haumea ist, wie bei Kuiper-Gürtel-Objekten üblich, exzentrischer als die der regulären Planeten. Sie liegt im Mittel etwas ausserhalb der Pluto-Bahn und ist mit 28 Grad auch stärker gegen die Ekliptik geneigt. Vor allem aber ist diese Umlaufbahn instabil, denn Haumea befindet sich in einer 7:12-Resonanz mit Neptun. Die Anziehungskraft des Gasriesen zerrt regelmäßig an Haumea und wird den Zwergplaneten vielleicht irgendwann auf einen Kurs ins innere Sonnensystem zwingen, wo er zum Kometen werden könnte. Da Haumea viel grösser als "normale" Kometen ist, würde sein Schweif locker die Helligkeit des Vollmonds erreichen und ein unvergleichliches Schauspiel sowohl am Nacht- als auch am Taghimmel bieten. Bis es soweit ist, müssen wir allerdings noch etwa eine schlappe Milliarde Jahre warten ... |
![]() Haumea mit Ring
(künstlerische Darstellung) |
Nach langer Funkstille ist dem spanischen Team um J. L. Ortiz doch noch eine bedeutende Entdeckung gelungen. Als Haumea am 21. Januar 2017 einen Hintergrundstern bedeckte, konnten sie nicht nur seine Form und die Abmessungen genauer bestimmen, sondern auch einen Ring nachweisen. Ringsysteme sind typisch für die Gasriesen, wie z.B. Saturn oder Jupiter, aber für Zwergplaneten eher ungewöhnlich. Möglicherweise entstand der Ring zusammen mit den Monden bei dem Zusammenstoß, der Haumeas Rotation beschleunigte. |
Die Daten von Haumea | |
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Entdeckung |
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Position | Zwergplanet im Kuiper-Gürtel |
Durchmesser |
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Masse | 0,0040 x 1024 kg = 0,00065 Erdmassen = 0,31 Pluto-Massen |
Mittlere Dichte | 2,57 g/cm3 |
Rotationsperiode ("Tag") | 3,92 Stunden |
Sonnenumlauf ("Jahr") | 285,5 Jahre |
Aphel | 7.714.014.000 km = 51,565 AE |
Perihel | 5.257.617.000 km = 35,145 AE |
Oberflächen-Temperatur | -241 Grad Celsius |
Relative Helligkeit | 17,3 |
Monde | 2 |
![]() Haumea (2003 EL61, Santa) im Vergleich mit anderen transneptunischen Objekten
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Monde von Haumea | ||||
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![]() Haumea mit seinen Monden
Namaka und Hi'iaka auf einer Aufnahme des Keck-Observatiums/Hawaii |
Noch bevor die Spanier um Ortiz die Entdeckung von Haumea bekannt gegeben hatten,
konnte das Team von Michael Brown bereits 2 Monde des
Zwergplaneten vorweisen,
die die Arbeitsbezeichnungen "Blitzer" und "Rudolph" erhalten hatten.
Der kleinere "Blitzer" wurde am 17. September 2008
nach der hawaiianischen Meeresgöttin und Tochter der Haumea
offiziell auf den Namen Namaka getauft.
Am gleichen Tag erhielt auch der grössere "Rudolph"
seinen offiziellen Namen Hi'iaka.
Bei Hi'iaka, der Schutzgöttin der hawiianischen Hauptinsel und der Hula-Tänzer,
handelt es sich ebenfalls um eine Tochter der Muttergöttin Haumea.
Es wird angenommen, dass Namaka und Hi'iaka bei dem gleichen Kollisions-Ereignis entstanden, das Haumea seine schnelle Rotation verlieh, und dass sie aus dem dabei abgesprengten Wassereis bestehen. Diese Theorie wurde durch die Entdeckung mehrerer kleiner Objekte erhärtet, die die Sonne in der unmittelbaren Nähe von Haumea umlaufen und die ebenfalls aus Wassereis bestehen. Auch bei diesen Körpern handelt es sich offenbar um Überreste der eisigen Schale von Haumea. |
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Mond | Abmessungen in km | Abstand von Haumea in km | Umlaufzeit in Tagen | Entdecker (Jahr) |
Namaka ("Blitzer") |
ca. 160 | min.: 19.268 max: 32.046 |
18,278 | Brown u. Bouchez (2005) |
Hi'iaka ("Rudolph") |
ca. 320 | min.: 47.321 max: 52.439 |
49,462 | Brown u. Bouchez (2005) |
Links zu Haumea | |
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![]() Haumea, die hawaiianische Muttergöttin der Erde und der Fruchtbarkeit, war Namenspatronin von 2003 EL61
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Haumea-Seite von Michael Brown Zwergplanet Haumea (Wikipedia) Mond Namaka (Wikipedia) Mond Hi'iaka (Wikipedia) Göttin Haumea (Wikipedia) Göttin Hi'iaka (Wikipedia) Göttin Namaka (Wikipedia) W. M. Keck Observatory, Mauna Kea, Hawaii Gemini Observatory, Hawaii/Chile Observatorio de Sierra Nevada (OSN), Granada, Spanien International Astronomical Union (IAU) |
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URL: https://www.drfreund.net/astronomy_haumea.htmhttps://www.drfreund.net/astronomy_haumea.htm | Zwischenablage |
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Letzte Aktualisierung: Samstag, 20.02.2021, 00:08:16 Uhr | Technische Infos | ||
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