Meine Meinung 26.03.2006am |
Über revolutionäre Zukunfts-Visionen im Grenzbereich zwischen Science Fiction und seriöser Wissenschaft und die Chancen zu ihrer Realisierung. |
Science Fiction |
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Über mich |
![]() Steht uns eine paradiesische Zukunft bevor?
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Kürzlich habe ich in Spektrum der Wissenschaft ein Essay von einem gewissen Ray Kurzweil gelesen, in dem zahlreiche Spekulationen über unsere mittel- und langfristige Zukunft angestellt wurden. Dabei ging es aber mal nicht um die x-te Vorhersage einer Klima-Katastrophe oder ehrgeizige Raumfahrt-Programme, sondern um technische Entwicklungen, die schon in wenigen Jahren unser aller Leben komplett umkrempeln könnten. Ray Kurzweil ist übrigens Erfinder, renommierter Zukunfts-Forscher, Autor vieler Bücher und Inhaber mehrerer Ehren-Doktortitel (siehe auch: Links). |
Die Vision | |
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Kurzweil prognostiziert die Entwicklung mehrerer Technologien, die aus naturwissenschaftlicher Sicht prinzipiell durchaus realisierbar sein dürften. Das eigentlich Erstaunliche (oder Erschreckende?) ist jedoch der vorhergesagte rasante Fortschritt, der schon in relativ naher Zukunft zur Anwendungsreife und schnellen Verbreitung führen soll - mit ungeheueren Folgen für jeden einzelnen Menschen. | |
![]() Zukünftige Prozessoren könnten Computern menschliche Intelligenz verleihen - und das wäre erst der Anfang ...
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Künstliche Intelligenz (KI) Bereits im Jahr 2020 sollen kostengünstige PCs auf den Markt kommen, die die Rechenleistung des menschlichen Gehirns erreichen. Grossrechner sollen schon früher noch weit leistungsfähiger sein und in absehbarer Zeit sogar das geistige Potential der gesamten Menschheit überflügeln. Die KI soll nicht nur alle wissenschaftlichen und technischen Probleme lösen, sondern auch ihre eigene Weiterentwicklung in die Hand nehmen. Derartige Super-Computer wären die letzte, ultimative Erfindung, die noch von Menschen selbst gemacht werden müsste. Diese Singularität menschlicher Entwicklung, wie Kurzweil es nennt, erinnert mich allerdings etwas an den Computer Skynet aus den Terminator-Filmen. |
![]() Ein Nanobot repariert ein rotes Blutkörperchen: eine Szene, die bisher nur als künstlerische Darstellung existiert, aber schon bald selbstverständliche Realität sein könnte
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Nano-Technologie Ebenfalls im Jahr 2020 sollen herkömmliche Fabriken ausgedient haben. Die Herstellung sämtlicher Waren soll dann durch winzige Nano-Roboter direkt aus den Rohstoffen erfolgen. Die Nano-Maschinen werden dabei völlig eigenständig sein und sich selbst vermehren, so dass man sich um nichts mehr kümmern muss und die gewünschten Produkte einfach "wachsen" lässt. Nanobots sollen auch die massenhafte Herstellung billiger Solarzellen ermöglichen, die uns endgültig von allen Energie-Sorgen befreien. In der Medizin könnten Nanobots ebenfalls sehr effektiv eingesetzt werden: Wie Mini-U-Boote könnten sie durch den Körper schwimmen, gezielt kleinste Dosen hochwirksamer Medikamente ausschütten und sogar einzelne Zellen reparieren. |
![]() Das Erbgut-Molekül DNA: Bald schon Gegenstand beliebiger Manipulationen?
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Gen-Technologie Die Gentherapie und ähnliche medizinische Methoden sollen perfektioniert werden und zum Sieg über alle bekannten Krankheiten führen (z.B. Krebs, Aids). Durch das Klonen körpereigener Zellen können Organe erneuert oder komplett ausgetauscht und der Alterungs-Prozess aufgehalten werden. Krankhafte Gene werden gezielt ausgeschaltet und neue, vorteilhafte Erbinformationen werden eingeschleust. Über die reine Heilanwendung hinaus kann der menschliche Körper verbessert und die Intelligenz gesteigert werden. |
![]() Die Wissenschaftler der Zukunft:
Intelligente Roboter und Computer lösen alle unsere Probleme |
Kombination der Technologien Was jeweils für sich allein schon revolutionär klingt, wird im Zusammenspiel zum absoluten Ober-Hammer:
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![]() Exponentielles Wachstum macht's möglich: Im Gegensatz zum linearen Wachstum nimmt der Fortschritt mit atemberaubendem Tempo zu
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Kurzweil's optimistische Zeitangaben basieren auf einer exponentiellen Vermehrung des Wissens und des technischen Fortschritts. Das klingt absolut nicht abwegig, denn je mehr bereits bekannt ist, desto schneller gelingt die Gewinnung neuer Erkenntnisse. Die Wissenschaft entwickelt für sich selbst ständig effektivere Methoden und Werkzeuge, die die weitere Forschung beschleunigen. Was gestern noch ein Mammut-Projekt war, ist heute schon leicht zu bewältigende Routine-Arbeit. Am bekanntesten dürfte das Moore'sche Gesetz sein, das eine Verdopplung der Rechenleistung von Computern alle 1,5 Jahre voraussagt, und bisher weitgehend zutraf. Auch das Humangenom-Projekt (die Sequenzierung des menschlichen Erbguts) wurde nach anfänglichen Schwierigkeiten letztlich in Höchstgeschwindigkeit abgeschlossen. Einen ähnlichen Boom könnte die Nano-Technologie erleben, die in den letzten Jahren schon einige verblüffende Ergebnisse vorweisen konnte (z.B. winzige Motoren oder Räder, Achsen und sogar ganze Fahrzeuge aus einzelnen Molelülen). |
Die Realität | |
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Wie sind Kurzweil's Vorhersagen zu bewerten? Handelt es sich tatsächlich um verlässliche, objektive Abschätzungen, oder nur um das Wunschdenken eines naiven Technik-Fanatikers? Ich selbst gehe stramm auf die 40 zu und neige deshalb gern dazu, jedem zu glauben, der mir ein Ende des körperlichen Verfalls oder sogar Verjüngung und ewiges Leben verspricht. Trotzdem bleibe ich auf dem Teppich, und erkenne auch Indizien dafür, dass es nicht überall so flott voran geht, wie es zur Einhaltung von Kurzweil's knappem Zeitplan nötig wäre: | |
![]() Alles hat ein Ende:
Nach einer ungebremsten Boom-Phase wird langsam eine Sättigung erreicht und weiteres Wachstum wird zunehmend schwieriger |
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![]() Ist Masse gleich Klasse?
Wir verfügen über Berge von Daten und täglich werden es mehr, aber haben wir ihre Bedeutung auch verstanden? |
Kurzweil's Annahmen werden vor allem durch statistische Analysen gestützt. Es ist tatsächlich nachweisbar und auch wenig verwunderlich, dass die von Menschen erzeugte Wissensmenge bisher exponentiell zunahm. Trotz der genannten Negativ-Beispiele dürfte sich das Tempo insgesamt noch eine ganze Weile weiter erhöhen, wenn man die Anzahl der wissenschaftlichen Veröffentlichungen oder das verfügbare Datenvolumen in Bytes zählt. Aber diese Betrachtungsweise ist rein quantitativ. Biochemiker haben in kürzester Zeit tausende von Genen sequenziert, aber über ihre Wirkungsweise im Organismus ist noch kaum etwas bekannt. Alle paar Jahre beglückt man uns mit einer neuen Generation noch schnellerer Computer, aber die Programmierer sind weitgehend ratlos, wie sie die einzelnen Rechenschritte zu einer künstlichen Intelligenz oder gar einem künstlichen Bewusstsein kombinieren könnten. Eine imposante Anhäufung von empirischem Wissen bedeutet nicht, dass alles auch qualitativ verstanden wurde, und der schnellste Computer ist nutzlos, wenn er nur wie ein Taschenrechner verwendet wird. Revolutionäre Durchbrüche werden nur erzielt, wenn die wachsende Datenmenge und deren immer schnellere Verarbeitung wirklich zu neuen Erkenntnissen führen, die dann auch praktische Anwendungen ermöglichen. Die Wahrscheinlichkeit dafür steigt, aber noch immer ist individuelle Genialität erforderlich, die sich nicht so einfach kalkulieren lässt, und wohin der Weg letztlich führt, ist völlig offen. |
Die Bedenken | |
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![]() Auch sie wurden durch Nano-Technologie "verbessert":
Die Borg, fiktiver Prototyp für eine kybernetische Menschenrasse (siehe auch: Star Trek) |
Bisher habe ich mich um einige wichtige Fragen gedrückt:
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In jedem Jahrzehnt haben sich mehr oder weniger ernst zu nehmende Wissenschafts-Propheten zu Wort gemeldet, die uns in fantastischen Visionen eine strahlende Zukunft oder fürchterliche Horror-Szenarien ausgemalt haben. Einiges ist erheblich schneller eingetreten, vieles noch lange nicht und das Meiste wirkt heute geradezu lächerlich, da die Entwicklung mittlerweile eine völlig andere Richtung eingeschlagen hat. Man kann an Kurzweil's Vorhersagen glauben, aber man sollte weder zu sehr darauf hoffen, noch in Panik verfallen. |
Links |
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Ray Kurzweil: KurzweilAI.net Kurzweil Technologies Inc. Singularity is Near |
Wissenschaftliche Grundlagen: Moore'sches Gesetz (Wikipedia) Künstliche Intelligenz (Wikipedia) Nanotechnologie (Wikipedia) Gentechnik (Wikipedia) Humangenom-Projekt (Wikipedia) |
Literatur: Aldous Huxley: Schöne neue Welt (Wikipedia) Spektrum der Wissenschaft |
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